Was ist das HIS? – Das Hinweis- und Informationssystem der Versicherungswirtschaft im Überblick
Das Hinweis- und Informationssystem (HIS) ist ein zentrales Datensystem, das von Versicherungen in Deutschland genutzt wird, um Auffälligkeiten bei Schadensmeldungen und Versicherungsanträgen zu speichern und abzufragen. Das HIS spielt eine entscheidende Rolle, um Betrugsfälle frühzeitig zu erkennen und Risiken besser einschätzen zu können. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem System, wie wird es genutzt und welche Auswirkungen kann ein Eintrag im HIS auf Versicherte haben? In diesem umfassenden Artikel erklären wir das HIS und seine Funktionsweise.
Wozu dient das HIS?
Das HIS wird von der informa HIS GmbH betrieben und stellt Versicherungen eine zentrale Datenbank zur Verfügung, die Informationen über Versicherungsnehmer enthält. Diese Datenbank ist speziell darauf ausgelegt, Risiken zu identifizieren und zu bewerten. Der Zweck des HIS besteht darin, Versicherungsbetrug zu verhindern und Versicherern die Möglichkeit zu geben, auffällige Schadenhäufigkeiten oder verdächtige Verhaltensweisen frühzeitig zu erkennen.
Im Gegensatz zur SCHUFA, die sich auf die Kreditwürdigkeit von Verbrauchern konzentriert, speichert das HIS ausschließlich versicherungsbezogene Daten. Ziel ist es, Versicherungsbetrug zu reduzieren und Risiken bei der Versicherung von Personen oder Fahrzeugen besser einzuschätzen.
Welche Informationen werden im HIS gespeichert?
Im HIS werden nur Daten erfasst, die im Zusammenhang mit Auffälligkeiten in Schadensfällen oder Versicherungsanträgen stehen. Dazu gehören:
- Häufige Schadenmeldungen: Zum Beispiel in der Kfz-Versicherung werden Einträge erstellt, wenn mehr als drei Schäden innerhalb von 24 Monaten gemeldet werden.
- Verdächtige Schadensmeldungen: Wenn Ungereimtheiten in den Angaben des Versicherungsnehmers auftreten oder ein Schaden als verdächtig eingestuft wird.
- Besondere Risiken: Auch Informationen über besonders risikoreiche Hobbys oder berufliche Tätigkeiten können im HIS gespeichert werden.
Gesundheitsdaten oder private Informationen, die keinen Bezug zur Versicherung haben, werden im HIS nicht gespeichert. Die gespeicherten Daten betreffen ausschließlich Auffälligkeiten im Versicherungsverlauf.
Wer nutzt das HIS?
Das HIS wird von nahezu allen Versicherungen in Deutschland genutzt, um die Risiken von Versicherten zu beurteilen. Dabei kann das HIS in verschiedenen Versicherungssparten zur Anwendung kommen, darunter:
- Kfz-Versicherung
- Lebensversicherung
- Haftpflichtversicherung
- Hausrat- und Gebäudeversicherung
Nicht alle Versicherungen haben Zugriff auf dieselben Daten, und die Nutzung des HIS ist in einigen Sparten, wie der privaten Krankenversicherung, nicht erlaubt. Dennoch wird das HIS häufig in Sparten verwendet, in denen es auf eine genaue Risikobewertung ankommt.
Welche Versicherungssparten greifen auf das HIS zu?
Besonders in der Kfz-Versicherung spielt das HIS eine zentrale Rolle. Versicherungen möchten sicherstellen, dass ein Antragsteller nicht durch häufige Schadensmeldungen oder Auffälligkeiten in der Vergangenheit ein erhöhtes Risiko darstellt. Auch in der Lebens- und Berufsunfähigkeitsversicherung sowie in der Gebäudeversicherung kommt das HIS häufig zum Einsatz, um spezifische Risiken wie häufige Schadensfälle oder unklare Schadenursachen zu identifizieren.
Wie werden Einträge im HIS erstellt?
Versicherungen melden Auffälligkeiten im Versicherungsverlauf an das HIS, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Typische Gründe für eine Meldung sind:
- Hohe Schadenfrequenz: Wenn ein Versicherungsnehmer innerhalb eines kurzen Zeitraums viele Schäden meldet, könnte dies auf ein erhöhtes Risiko oder einen Missbrauch der Versicherung hinweisen.
- Auffällige Schadensmeldungen: Wenn die Umstände eines Schadens unklar sind oder der Versicherer Ungereimtheiten feststellt, kann dies zu einem HIS-Eintrag führen.
- Besondere Risiken: Auch bei der Antragstellung kann ein HIS-Eintrag erfolgen, wenn ein Versicherungsnehmer besonders risikoreiche Hobbys oder Berufe hat.
Die Informationen werden für einen festgelegten Zeitraum im HIS gespeichert und können von anderen Versicherungen abgerufen werden, wenn ein neuer Antrag gestellt wird oder ein Schadensfall auftritt.
Welche Auswirkungen hat ein Eintrag im HIS?
Ein Eintrag im HIS kann weitreichende Konsequenzen für den Versicherungsnehmer haben. Wenn ein Versicherer auf Daten im HIS zugreift und feststellt, dass ein Versicherungsnehmer in der Vergangenheit auffällig war, können sich folgende Konsequenzen ergeben:
- Ablehnung des Versicherungsantrags: Der Versicherer kann entscheiden, dass das Risiko zu hoch ist, und den Antrag ablehnen.
- Höhere Prämien: Selbst wenn der Antrag angenommen wird, können die Prämien aufgrund des erhöhten Risikos steigen.
- Leistungsausschlüsse: In einigen Fällen könnten bestimmte Risiken vom Versicherungsschutz ausgeschlossen werden, um das Risiko für den Versicherer zu minimieren.
Es ist wichtig zu beachten, dass ein Eintrag im HIS nicht automatisch bedeutet, dass der Versicherte einen Betrug begangen hat. Der Eintrag dient lediglich als Hinweis für andere Versicherer, dass besondere Umstände vorliegen, die bei der Risikobewertung berücksichtigt werden sollten.
Wie erfahre ich, ob ich im HIS eingetragen bin?
Verbraucher haben das Recht, eine Selbstauskunft über ihre im HIS gespeicherten Daten anzufordern. Diese Auskunft kann auf zwei Arten angefordert werden:
- Schriftliche Anfrage: Sie können schriftlich bei der informa HIS GmbH eine Selbstauskunft anfordern. Dazu müssen Sie Ihren Namen, Geburtsdatum und aktuelle Adresse angeben.
- Online-Selbstauskunft: Alternativ bietet die informa HIS GmbH die Möglichkeit, eine Selbstauskunft online anzufordern. Dies ist besonders praktisch und schnell.
Es ist ratsam, regelmäßig eine Selbstauskunft anzufordern, um sicherzustellen, dass die im HIS gespeicherten Daten korrekt sind. Falls fehlerhafte Daten vorliegen, haben Versicherte das Recht, eine Korrektur oder Löschung der falschen Daten zu beantragen.
Wann werden Einträge im HIS gelöscht?
Einträge im HIS werden nach vier Jahren gelöscht. Die Speicherfrist beginnt mit dem Kalenderjahr, das auf den Eintrag folgt. Falls innerhalb dieser Zeit weitere Meldungen vorgenommen werden, kann sich die Löschfrist verlängern. Für einige Versicherungssparten, wie beispielsweise Lebensversicherungen, gelten längere Speicherfristen von bis zu zehn Jahren.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Speicherfrist automatisch abläuft und keine manuelle Löschung beantragt werden kann, es sei denn, der Eintrag ist falsch.
Datenschutz und rechtliche Grundlagen des HIS
Das HIS unterliegt den strengen Datenschutzvorgaben in Deutschland. Die Speicherung von Daten erfolgt nur dann, wenn sie den klar definierten Meldekriterien entsprechen. Versicherungen müssen sich an die Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) und der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) halten, wenn sie Daten im HIS speichern.
Was kann ich tun, wenn die Daten falsch sind?
Falls die im HIS gespeicherten Daten nicht korrekt sind, haben Versicherte das Recht, eine Korrektur oder Löschung der Daten zu verlangen. Dazu sollten Sie sich an den Versicherer wenden, der die Meldung vorgenommen hat, oder direkt bei der informa HIS GmbH die Korrektur beantragen. Die informa HIS GmbH ist verpflichtet, fehlerhafte Einträge zu korrigieren oder zu löschen, sobald nachgewiesen ist, dass die gespeicherten Daten falsch sind.
Fazit: Das HIS – Fluch oder Segen?
Das Hinweis- und Informationssystem (HIS) der Versicherungswirtschaft ist ein wichtiges Instrument, um Versicherungsbetrug zu verhindern und Risiken bei Versicherungsnehmern besser einzuschätzen. Ein Eintrag im HIS kann jedoch weitreichende Folgen haben, insbesondere bei der Beantragung neuer Versicherungen oder der Berechnung von Prämien.
Verbraucher sollten regelmäßig eine Selbstauskunft anfordern, um sicherzustellen, dass die gespeicherten Daten korrekt sind. Wenn Sie einen Eintrag im HIS haben, der auf einem Missverständnis oder einem Fehler basiert, haben Sie das Recht, diesen korrigieren oder löschen zu lassen. Das HIS ist ein nützliches Tool für Versicherungen, stellt aber auch sicher, dass Versicherte die Möglichkeit haben, ihre eigenen Daten zu überprüfen und bei Bedarf korrigieren zu lassen.